VIA REGIA – Kulturroute des Europarates
Caroline Fischer vom Europäischen Kultur- und Informationszentrum in Erfurt stellte die Via Regia als Kulturroute vor.
Die alte Ost-Westverbindung führt durch europäische
Kulturlandschaften von Santiago de Compostela bis Kiew. In
ihren „Geschichten“ über die Via Regia erzählte Caroline Fischer von den
Begegnungen zwischen Menschen und Kulturen entlang der alten Straße.
Angefangen bei den römischen Warentransporten über die Beziehungen
zwischen den Franken und der Kiewer Rus zog sie in einem rasanten Ritt
durch die wechselvolle Geschichte an diesem Weg. Bis heute, so konnte
sie zeigen, orientieren sich die Straßenverbindungen noch an
den bewährten Routen.
Bei uns ist die Via Regia als „Hohe Straße“ bekannt. Seit einigen Jahren
ist sie durch den Regionalpark Hohe Straße von Frankfurt bis Büdingen
mit einer Reihe von Wegemarken und Objekten gestaltet.
„Seh-Stücke“ von Andrea Güthge und Karin Schilling
So berichtet der Hanauer Anzeiger (14.09.2015)
Afternoon-Swing mit Moni Marners Jazz-Quartett
Eines des Highlights des 11. Regionalparkfestes war zweifellos der „Afternoon Swing mit Moni Marners Jazz-Quartett“ in der Hirzbacher Kapelle. Bei freiem Eintritt konnten die Besucher kommen und gehen, wie sie mochten. Sie sollten entlang der Hohen Straße ja auch noch anderes erleben dürfen. Aber viele blieben lange, manche wollten vom Programm des Quartetts keinen Ton verpassen und verbrachten ihren Nachmittag ganz in Hirzbach. In exklusiver Besetzung schafften es die Musiker mühelos, ihre Zuhörer mit dem Jazz-Sound verschiedener Jahrzehnte ins Swingen zu versetzen.
Monika Marner, die leidenschaftliche Musikerin und Bandleaderin, ist eine gebürtige Frankfurterin, die aber während des Konzerts ausdrücklich betonte, seit ihrem sechsten Lebensjahr feste Wurzeln im Hammersbacher Ortsteil Langen-Bergheim geschlagen zu haben. „Hier kriegt mich keiner mehr weg!“ Mit ihrem Hauptinstrument Altsaxophon spielt sie seit 1972 in verschiedenen Formationen im In- und Ausland. Kenner schätzen ihr melodiöses und doch prägnantes Spiel, ihren unvergleichlichen Ton und ihre beschwingte und überzeugende Interpretation bekannter Themen des Jazz. Thilo Wagner, der swingende Jazzpianist aus Stuttgart, Klaus Dengler (Bass) und Peter Quarten (Drums), beide aus der Jazzszene in Hanau, Frankfurt und Darmstadt bekannt, vervollständigten beim Hirzbacher Konzert das Quartett.
Vom Waldglas zum Gerippten
Vortrag von Werner Kurz über die Entwicklungsgeschichte des Apfelwein-Glases.
Glas war lange Zeit ein Luxusprodukt. Die Herstellung war technisch
nicht einfach und vor allem energieaufwendig. In Zeiten, als allein
Holz als Energieträger vorhanden war, waren es die waldreichen Gegenden,
in denen die Glashütten entstanden. In unserer Region waren dies vor
allem Spessart und Taunus. Darüber berichtete der Referent ebenso wie
über die Glasherstellung seit der Antike und die wirtschaftlichen und
ökologischen Auswirkungen der Glasproduktion. Schließlich ging er der
für unsere Äppelwoi-Region bedeutsamen Frage nach, wie denn das
Apfelweinglas zu seinem „gerippten“ Muster kam.
Mit großem Interesse verfolgen die Besucher den Vortrag im historischen Rathaus
Werner Kurz schlägt einen Bogen von den Anfängen der Glasherstellung bis zum gerippten Apfelweinglas, das nur in Hessen gebräuchlich ist.
Ein weiteres „Geripptes“ für die Sammlung Stier: Werner Kurz überreicht ein Glas, das vermutlich zwischen 1880 und 1920 hergestellt wurde.
Werner Kurz und Jörg Stier haben die beiden Veranstaltungen am 25. März und am 2. September zur „Geschichte des Apfelweines und des Apfelweinglases“ gemeinsam vorbereitet. An beiden Abenden gab es selbstverständlich Kostproben aus der Kelterei Stier zu schmecken.
So berichtet der Hanauer Anzeiger (09.09.2015)
Kohlhaas
Isaak Dentler (Schauspiel Frankfurt) spielte Kleists “Michael Kohlhaas”. Mit Goethes Werther und Büchners Hessischem Landboten hatte er sein Publikum in der Hirzbacher Kapelle schon begeistert. Jetzt also Kleist.
Isaak Dentler überzeugte in Hirzbach erneut mit einem furiosen Solo. Meisterhaft, bei minimaler Requisite, versteht er es seinen Rollen Leben einzuhauchen. Er spielt sie nicht, er verkörpert sie, überzeugend und grandios.
So berichtet der Hanauer Anzeiger (17.07.2015)
Emotions Meet Melodies, 3 Voices and Acoustic Guitars – ein Nachmittag mit den Fingerprints
Die Fingerprints – Karin Kraft mit ihrer starken, wandlungsfähigen Stimme, Martin Kurz und Hans Matter, natürlich auch stimmbegabt und vor allem hervorragende Gitarristen – schafften es bei schweißtreibenden Sommertemperaturen mühelos, ihr Publikum in der Hirzbacher Kapelle bei Laune zu halten. Mit einer gelungenen Mischung aus Blues, Jazz, Folk oder Balladen, eigenen Kompositionen oder klassischem Mississippi-Sound schöpfte das Trio die besondere Akustik der Kapelle „unplugged“ aus und sorgte für einen wunderbaren Sonntagnachmittag.
Festliche Barockmusik mit CONCERT ROYAL.
So berichtet der Hanauer Anzeiger (23.06.2015)
Jazz-Matinée mit Peter Back und Uli Partheil
So berichtet der Hanauer Anzeiger (18.06.2015)
Jazz-Matinée mit dem Trio NOLEGA
So berichtet der Hanauer Anzeiger (02.06.2015)
Ausstellung „Der festgehaltene Impuls“ von Joachim Rother
„Jedes Bild ein kraftvoller Appell an das Auge und das Herz des Betrachters!“
Es gibt künstlerische Ideen, die brauchen ein Leben lang, ehe sie sich Bahn brechen und umgesetzt werden. Und es sind meist nicht die gradlinigen Biografien, die den Rahmen für solche kreativen Entwicklungsprozesse abgeben. Es ist zu Reden von Joachim Rother, Jahrgang 1944, dessen Ausstellung wir heute in der Hirzbacher Kapelle eröffnen.
Ich kann Ihnen berichten, dass die Kapelle den Künstler bei seinem ersten Besuch sofort angesprochen hat – und so kam diese Ausstellung zustande. Dies freut mich um so mehr, als ich Joachim Rother schon seit einigen Jahrzehnten kenne, auch wenn wir uns zwischenzeitlich ein wenig aus den Augen verloren hatten. Als er mich vor fünf Jahren einmal zu sich einlud, da traf ich dann einen ganz anderen Joachim: In aller Stille hatte er in seinem Atelier in Kesselstadt ein fulminantes malerisches und zeichnerisches Werk geschaffen. Joachim Rother hatte sich damals „freigemalt“ und in den letzten zehn Jahren einen ganz eigenen Weg und Stil der Kunst gefunden.
Von Hause aus ist der Kesselstädter was man einmal Gebrauchsgrafiker nannte, ehe der generalisierende Begriff „Design“ auch dieses konkrete Arbeitsfeld der angewandten Kunst vernebelte. Auch die Berufsbezeichnung „Schmücker“ macht Rother nicht verlegen, denn so nannten sich die Schaufenstergestalter einst mit leicht selbstironischem Unterton. Derweil waren sie keine Künstler zweiter Klasse. Ohne solide Grundlage konnten auch sie keine ordentliche Arbeit abliefern. Mit dem Unterschied zum freien Künstler, dass ihre Arbeit ausgesprochen zweckgerichtet war. Über zwei Jahrzehnte war Rother auf diesen beiden Feldern nicht ohne Erfolg tätig. Ende der 1970er Jahre kam es dann zu einer Umorientierung.
Schon immer auch politisch interessiert und vor allem in der Sozial- und Jugendpolitik interessiert – er gehörte zu jenem Kreis der Hanauer Jungsozialisten, die 1973 das Hans-Böckler-Heim als selbstverwaltetes Jugendzentrum initiierten – machte er eine Ausbildung zum Erzieher und trat in die Dienste der Stadt Hanau. Nach 25 Jahren, in denen er unter anderem den Hort Saalburgstraße geleitet hatte, wurde er 2005 in den Ruhestand entlassen.
Nun schloss sich der Kreis. Ideen für eine Malerei, die den eingefleischten Jazzliebhaber seit Jahrzehnten mal mehr, mal weniger beschäftigt hatten, brachen heraus.
Am Anfang stand die theoretische Beschäftigung mit der Farbe, der Maltechnik und vor allem der Kunstgeschichte. Vor allem die Malerei der 1940er und 1950er Jahre faszinierte Rother. Der Abstrakte Expressionismus der Amerikaner und sein europäisches Pendant, der Tachismus, fand ja schließlich auch eine Entsprechung im Jazz. Darauf war er schon früh, seit den 1960er Jahren in der Frankfurter Jazzszene um die Mangelsdorff-Brüder gestoßen, hatte mithin bereits die Nase im (richtigen) Wind, als andere noch Jazz mit Dixieland verwechselten.
Und so findet der Jazz, in dem sich die Formen auflösen und der Klang über der Melodik steht, eine Entsprechung in Rothers Malerei: Farbe und Form variieren frei auf der Leinwand, erzeugen Einklang und Dissonanz, Wärme und Kälte, Ruhe und Dynamik. Jedes Bild ein kraftvoller Appell an das Auge und das Herz des Betrachters!
Dass Rothers auch mit seinem zweiten Standbein, der Zeichnung, auf festem Boden steht, braucht nicht betont zu werden. Nur so viel: Ganz im Gegensatz zu seiner Malerei arbeitet der Zeichner Rother konkret am menschlichen Körper, hält mit dem Zeichenstift Augenblicke fest, Momentaufnahmen von Anspannung oder Abgeschlagenheit, Exkursionen über Köperformen, die den Blick vom Detail ins Ganze und zurückführen, und wo sich die Linie des Zeichenstifts auch schon einmal ein wenig in die Fläche erweitert.
Malerische Qualität und zeichnerische Potenz prägen Rothers Bilder, die sich für den, der in sie hineinhört, auch immer ganz nahe an der Musik sind. Mit der Musik von Peter Back, dem großartigen Musiker, den wir soeben hörten, haben Rothers Bilder eine Entsprechung in Tönen gefunden.
Genießen Sie diese Symbiose im einzigartigen Sakralraum der Hirzbacher Kapelle. Die Ausstellung ist eröffnet.
(Werner Kurz, Rede zur Eröffnung der Ausstellung)
So berichtet der Hanauer Anzeiger (29.05.2015)
„So alt wie die Menschheit, wenn nicht sogar älter!“
Einem uralten Kulturgut widmete sich der Verein für Kultur und Heimatgeschichte Hammersbach in einer gemeinsamen Veranstaltung mit dem Förderverein Hirzbacher Kapelle: dem Apfelwein. Referent war kein geringerer als der „hessische Äppelwoi-Papst“ Jörg Stier aus Maintal-Bischofsheim.
Über drei Jahrzehnte Keltereierfahrung und ein ausgeprägtes Interesse auch an dem, was man andernorts aus dem Saft des Apfels alles machen kann, vor allem aber sein Eintreten für den Erhalt der besonders in Südhessen landschaftsprägenden Streuobstwiesen, haben Jörg Stier auch zur Feder greifen lassen. Mehrere Bücher zum Thema sind über die Jahre entstanden und eröffnen dem Leser einen wahren Äpperwoi-Kosmos.
Der ist nämlich geprägt von der handwerklichen Herstellung des hessischen Nationalgetränks, welches, wie Stier erläuterte, gleichwohl eine europäische Dimension hat: Zwischen der Nordsee und der Biskaya gibt es kaum einen Landstrich, wo nicht dem Apfelwein gehuldigt werde. Von der Cidra in Asturien, über den Cidre in der Normandie bis zum Cider in Devon gibt es zahlreiche regionale Spielarten, unterschiedlich in Geschmack und Herstellung.
Überraschend: Nicht etwa die Hessen sind beim Pro-Kopf-Verbrauch des „Stöffche“ Weltmeister. Ihre bescheidenen sieben Liter werden von den Engländern deutlich in den Schatten gestellt, über 50 Liter pro Kopf und Jahr werden dort konsumiert. Freilich hat der vielfach industriell hergestellte Cider von der Insel oft nur wenig mit dem zu tun, was den Ausgangsstoff Apfel ausmacht.
Damit war Jorg Stier dann bei der nichtindustriellen, der traditionellen Herstellung des Apfelweins angelangt, bei der der Ausgangsstoff das Produkt bestimmt und nicht der Endpreis im Supermarktregal. Und sehr schnell musste Stier denn auch feststellen, dass in Hammersbach über das Keltern zu reden so etwas ist, wie Eulen nach Athen tragen. Ohne viel Aufhebens ist der Ort nämlich in den letzten Jahren zu einer Hochburg der privaten Apfelweinherstellung geworden, sogar Bürgermeister Michael Göllner baut sein Fässchen im Keller aus. Schnell war deshalb Stiers Vortrag fast schon ein Seminar über Apfelsorten und Kellertechnik, das der Keltereimeister mit allerlei Historien und Histörchen aus seinem unerschöpflichen Fundus apfelweinhistorischen Wissens auflockerte.
Von Adolf Stoltze stammt laut Stier die Einschätzung, Äppelwoi sei „so alt wie die Menschheit, wenn nicht sogar älter!“. In diesem Sinne belegte der Bischofsheimer Kelterer die ungebrochene Aktualität und vor allem die Vielfalt des Apfelweins mit einer Querschnittsprobe aus seinem Sortiment. Das war denn erst recht der passende Rahmen für diesen Abend mit einem animierten und zugleich überaus fachkundigen Publikum im Alten Rathaus von Marköbel.
Der Vortrag von Jörg Stier findet eine Fortsetzung in einer Veranstaltung am 2. September am gleichen Ort. Unter dem Titel „Vom Waldglas zum Gerippten“ geht es dann um die Kulturgeschichte des Trinkglases.
von Werner Kurz