Zwei Dutzend und eine Frage an Nashi Young Cho

Was bedeutet für Sie das Wort Heimat? Darüber könnte ich Bände schreiben. Letztendlich ist es ein flexibler Begriff, da ich durch Abstammung, Geburtsort, weite Gedanken und ein weites Herz doch keinen bestimmten Ort nennen kann.

Und was meint „Multitasking“ für Sie? Ich kann nur Multitasken, weil ich immer alles (beide Vokabeln wurden mir von meiner Freundin verboten, die Kommunikations Seminare gibt!) auf einmal und gleichzeitig möchte. Wenn es nicht so effektiv wäre, würde ich mir wünschen, etwas ruhiger und systematischer zu sein.

Wenn nicht im Rhein-Main-Gebiet – wo würden Sie gern leben in Deutschland? Deutschland gefällt mir unheimlich gut, bis auf dass es 15 bis 20 Grad zu kalt für mich ist im Durchschnitt. Hamburg gefällt mir, Köln, manchmal auch Berlin. Deutschland ist herrlich.

… oder sonstwo auf der Welt? Fidji, Hawaii, Schweiz. Im mediterranen Raum. Nicht bevorzugen würde ich alles was mit „-stan“ aufhört. Und momentan, für die nächsten 750 000 000 Jahre: Japan.

Das Schönste an Frankfurt … … ist, dass ich fast jeden Winkel kenne. Ich habe sogar den hessischen Charme lieben gelernt, dafür braucht man viel Toleranz und Liebe.

Ihre liebste Jahreszeit? Frühling, weil es blüht, Sommer, weil es schön heiß ist (als etwas melancholischer Teenager mochte ich Herbst). Den Winter könnte man auf zwei Wochen Weihnachtsmarkt und drei Tage Schlittenfahren reduzieren, dann mag ich ihn auch.

Welches – Ihnen nicht geläufige – Instrument würden Sie gerne spielen können? Die Singende Säge! UND: Bei „Raumschiff Enterprise“ gab es mal ein Instrument, das alle Klänge so wiedergibt, welche Gefühlslage und schöpferische Kraft dem Spieler (ohne darauf zu spielen) entspringen. Bei manchen Personen schwieg es auch. Man benötigt also Talent, Gabe und Kreativität dafür. Man muss es aber nicht 20 Jahre lang üben, um es irgendwann zu beherrschen (was für ein Wort – beherrschen)!

Welches Instrument hören Sie besonders gern? Das kommt darauf an, wer das worauf wie und was spielt. Derzeit stehe ich ungemein auf Erhu, der chinesischen Geige, weil wir mit der Band in China waren und Herr Professor Dong so ausgezeichnet darauf spielte, dass mir fast die Tränen kamen, obwohl er darauf ganz lustig gespielt hatte.

Akkordeon + Tuba + Banjo – ein denkbares Trio? Ja, denkbar (denkbar ist viel bei mir), solange jemand anders dazu singt (lacht); ach Quatsch. Haben Sie absichtlich die Instrumente genannt, die erst mal nicht mit mir in Verbindung gebracht würden?

Ich schreibe heimlich und selten Kinderbücher. Wenn ich die mal als Hörspiel aufnehmen wollte, dann wäre Akkordeon, Tuba, Banjo die perfekte Besetzung.

„Die“ Stimme in der Geschichte des Jazz? Ella Fitzgerald.

Was verbindet Sie mit dem Esbjörn-Svensson-Trio? Als ich die Musik zum ersten Mal hörte, hatte ich ein Verliebtheitsgefühl.

Wo würden Sie gerne mal auftreten? Hm, in einer Raumstation vielleicht …
Ich würde gerne mal im Weißen Haus eine Rede halten (im Bundestag habe ich schon mal gespielt und beim Packen haben wir lustige Bilder am Rednerpult geschossen, hinter mir der große Adler, das hat Spass gemacht).

… evtl. mit wem zusammen? Mit Barack Obama ein Duett singen!

Welcher Klassik-Komponist ist für Sie The Greatest? Ich sehe im Regal gerade Ryuichi Sakamoto aufblitzen …
Als Kind bin ich mit den Klassikern (Mozart, Bach, Vivaldi, Tschaikowsky …) aufgewachsen (wie es in Asien zur Standard-Ausbildung eines gebildeten Kindes gehört), irgendwie ist das fast wie (nun höre ich schon laute Zurufe) … Rolf Zuckowski für mich.
Ich mag die zeitgenössischen und klassischen Filmmusik-Komponisten, von Henry Mancini ,Burt Bacharach, Lalo Schifrin über Danny Elfman und Michael Nyman (und wie der König von Siam so schön etcetera etcetera zu sagen pflegte …).
In der Schule war ich allerdings ein Benjamin-Britten-Fan. In der Oberstufe kamen dann Cole Porter, Bernstein und die Jazz-Songschreiber dazu.

Würden Sie gern mal eine Oper produzieren? Ich würde auch gerne mal ein Orchester dirigieren, die müssten dann intuitiv irgendwas spielen, weil ich keine Partitur lesen kann, das wäre ein Spass (für mich).

Wer ist Mister Spearmint? Das ist eine von mir erfundene Lichtgestalt mit einem von mir geschriebenen Song (ahja, Sie haben recherchiert und spioniert, soso). Ich schreibe gerne für andere, weil ich selbst doch immer wieder gefallen will und für andere mir viel hemmungsloser etwas einfällt, was diese machen könnten.
Tja … ein befreundetes Label aus Hanau – UPF – hat den Titel „I love the sparkle in my eye “ auf einem seiner Sampler veröffentlicht. Lief auch schon im Radio.

Ihre Lieblingstonart? Melancholisch moll und shuubidu schön …

Außer Musik – was an Kunst im weiteren Sinn – fasziniert Sie? Ich mag es gerne, wenn jemand etwas mitteilen und zeigen möchte. Das schaue ich mir gerne an, weil es mich genauso interessiert, wie das, was man mir erzählt.

Mal was von Isang Yun gehört? Nein, muss ich jetzt googeln, während ich doch so beschäftigt bin, Ihren Fragebogen auszufüllen?

Was können Sie absolut nicht leiden? Intoleranz, Missverständnisse, Ungerechtigkeit, Gleichgültigkeit, Casting Shows. 98.7 % des Fernsehprogramms.

Welches Gefühl haben Sie, wenn das Publikum besonders lang und enthusiastisch applaudiert? Ich freue mich (oder denken Sie etwa: So genug jetzt, aufhören! Ich will heim, Tee trinken?)

Wie erleben Sie Stille? Oh, da muss ich irgendwo hin, wo ich nicht bin (lacht).
Also im Ernst genieße ich für einen kurzen Moment Stille. Ich denke aber, dass ich gerne Geräusche von Menschen mag, sie sogar für mein Wohlbefinden brauche. Ich mag nur Maschinenlärm nicht. Kinder haben mich noch nie gestört, Feiernde schon gar nicht, Frösche vom Nachbarteich auch nicht. Ich glaube, ich wäre keine Nachbarin, die ständig die Polizei anruft.

Die Welt ohne Internet wäre … … langsamer.

Glück ist … … ooch, darüber haben schon so viele Autoren dicke Wälzer und kleine Heftchen für die Hugendubelkasse geschrieben. Die vielleicht langweilige Essenz ist, dass Glück dann da ist, wenn man jemanden liebt und geliebt wird. Wenn nur das fehlt, ist man schon unglücklich, auch, wenn man alles andere hat.

Die Fragen stellte HS